Der südlichste Gipfel

Es zieht uns noch tiefer in den Süden Vietnams, etwa 70 km von "Bac Lieu" entfernt finden wir uns in "Ca Mau" wieder. Diese Stadt hat mit 1.206.938 Einwohnern, eine beachtliche Größe und trotzdem begegnen wir hier keinem anderen Reisenden.
Nur ein einziges Mal erblicken wir einen "Weißen" der seine Vietnamesische Frau sogleich dazu auffordert ihr Gefährt neben uns zum stehen zu bringen, um sicher zu gehen, dass wir zurecht kommen. Da wir eigentlich der Meinung waren zumindest in diesem Moment keinen sonderlich desorientierten oder verzweifelten Eindruck zu machen;), waren wir sehr verwundert im positiven Sinne und nehmen dies als Indiz dafür, dass auch hier im Stadttreiben Ca Mau's Tourismus wohl ein Fremdwort ist.
Eine Unterkunft fanden wir dank Lonley-Planet-Informationen dieses Mal sehr schnell . Zwar führte unser dicker Wälzer aka Freund und Helfer keine große Auswahl auf, doch schon die erste Bleibe überzeugte uns und wir blieben. Mit unser Ankunft weckten wir eine kleine ältere vietnamesische Dame, die auf einer Bank in dem Eingangsbereich ihres kleinen Hotels friedlich schlummerte und uns nach ihrem Erwachen sogleich mit einem außerordentlich guten Englisch überraschte. Der Eingangsbereich, so machte es auf uns den Eindruck, schien ebenfalls ihr Wohnzimmer zu sein, an der Wand trällerte der Fernseher vor sich hin, in der einen Ecke des Zimmers stand eine antike wohl aber noch funktionstüchtige Nähmaschine und direkt daneben die Ankleidepuppe, deren Klamotten täglich wechselten und die sie mit Vorliebe im Vorbeigehen zurecht zupfte.
Für uns ging es in den vierten Stock, mit unseren mächtigen Bagpacks auf den Rücken kamen wir trotz mittlerweile gewohnter 33 Grad ordentlich ins Schwitzen. Oben angekommen fanden wir allerdings schnell unsere Puste wieder, denn, wär hätte es gedacht, hier erwartete uns die kühle Brise der Klimaanlage.
Nach einer kleinen Verschnaufpause ging wieder hinunter, durch die breiten Straßen der Stadt, Busse brausen an uns vorüber, hier heißt es wieder an Ampeln auf das grüne Lichtlein warten und es fällt uns gar nicht so leicht einen Überblick zu gewinnen. Mit dem Gedanken im Kopf, eine "map" ca mau's könnte hierbei hilfreich sein, machen wir uns zunächst auf die Suche nach einer Touristeninformation. Mittlerweile müden Fußes werden wir fündig und blicken in das desinteressierte Gesicht einer jungen vietnamesischen Frau ohne jegliche Englischkentnisse. Zumindest kriegen wir unsere "Map" in die Hand gedrückt und nehmen alles Infomaterial was hier zu holen ist freudig entgegen. Weiter geht's, nächster Step: die Nahrungsbeschaffung. Schnell unsere Übersetzerliste gezückt heißt es nun fragen, laufen, fragen, laufen.. Irgendwann finden wir doch tatsächlich ein vegetarisches Restaurant, der einzige Gast hier, ein rundlicher Mönch in orangener traditioneller Kutte, begrüßt uns mit einem freundlichen Nicken. Wir suchen uns ein Plätzchen und der Blick auf die Karte erzeugt Ahnungslosigkeit in unseren Köpfen. Verzweifelt vergleichen wir diese, uns nichts sagenden, Schriftzeichen mit denen unser Übersetzerliste. Ergebnis: wir können keine Übereinstimmungen finden. Also fragen wir hoffnungsvoll nach "xào" Gemüse, welches uns dann in gebratener Form glücklicher weise direkt serviert wird.
Gesättigt begeben wir uns auf den Heimweg, es geht über eine mächtige Brücke welche die vom "Mekong" zweigeteilte Stadt verbindet. Am höchsten Punkt angekommen, halten wir kurz inne, die Sonne verabschiedet sich und taucht die kleinen, sich am Flussufer erstreckenden Holz-Blech-Hütten, in ein warmes orangenes Licht. Irgendwo kräht ein Hahn, Motorräder brausen an uns vorbei und in der Ferne sehen wir die Frauen ihre Marktstände abbauen. Moment, Stop, abbauen.. Nichts wie hin da, uns mit Verpflegung für den morgigen Ausflug ausstatten. Hier läuft uns ein kleiner Schauer über den Rücken, als wir eine Frau dabei beobachten wie sie die das, übrig gebliebene und als dieses deutlich erkennbare, Schlangenfleisch in großen Plastikeimern verstaut. Unsere Taschen füllen wir lieber mit Obst und kleinen Küchlein bevor wir endgültig, müde und kaputt in unsere Betten plumpsen.
Mit Sonnenaufgang beginnen wir den nächsten Tag und über einen wackeligen Steg, erklimmen wir das Deck eines kleinen "Speedboats" mit dem wir die nächsten 3 Stunden über den "Mekong" düsen, hinab im den Süden. Unser Ziel und Endstation zugleich : "Kap Ca Mau". Hierbei handelt es sich um die südlichste Landzunge Vietnams, wo sich das etwa 800 Hektar große "Mangrove BiosphereReservoir" erstreckt. Die Mangrovenbäumen schützen das Festland vor dem Meer, sie sind ein natürlicher Küstenschutz. Hier hausen Tierarten wie Langschwanzaffen oder Königskobras und zwischen den vielen Mangeovenbäumen wachsen hier unzählige Farne und verschiedene Kletterpflanzen.

Runter von Deck geht es rauf auf die schnell gefundenen Moto-Taxis und uns beschleicht ein leicht unheimliches Gefühl, als es mit Saus und Braus die schmalen Wege entlang geht, irgendwo ins nirgendwo, ohne die Möglichkeit mit den uns fremden Fahrern kommunizieren zu können. Schon nach gefühlten 15 Minuten haben wir unser Ziel erreicht, an einem kleinen Holzhäuschen mitten im "nichts" gilt es dem, in Vietnamesische Soaps vertieften, Wärter den Eintrittspreis zu zahlen. Nun werden wir aufgefordert vom Motorbike zu steigen und den Rest des Weges zu Fuß zu bestreiten. Der Rest ist gut, vielmehr der Anfang, denn nun geht es über die langen Holzstege in den Mangrovenwald hinein. Unsere Fahrer versuchen uns noch mittels Fingern zu verdeutlichen wann sie uns wieder abholen wollen, doch werden wir nicht ganz schlau aus ihren sportlichen Verrenkungen - handelt es sich um die Stundenanzahl oder die Uhrzeit?? "Egal", mit unserem mittlerweile tief verankerten "es wird wird schon / wir werden sehen", spazieren wir los.
In der Regenzeit geht es hier wohl mit dem Boot die kleinen Kanäle zwischen den mächtigen Mangrovenbäumen entlang, die dicht an dicht ein endloses, verworrenes Netz bilden. Wir müssen mit den Holzstegen vorlieb nehmen, denn die Kanäle sind nahezu ausgetrocknet und aus der matschigen Masse ragen die wahnsinnigen Wurzeln der Bäume ganze 1,50 m empor.
So wandern wir die Holzstege entlang, umgeben von dem lauten Grillengezirpe, hin und wieder hören wir das Krächzen eines Vogels und die Geckos, in den Tiefen des Waldes verborgen, ihren Namen rufen. Ansonsten herrscht hier eine friedliche Atmosphäre, weit und breit keine Menschenseele, das Licht der Sonne glitzert zwischen dem Blätterdach hindurch und erzeugt unheimlich schöne Schatten in vielerlei Formen und Muster.
Die Größe der Bäume, das immense Wurzelwirrwarr, all das beeindruckt sehr. Manchmal sind die Wege verwuchert und wir müssen die Äste beiseite schieben um uns unseren Weg zu bahnen. Wir erreichen einen kleinen Steg der ins Meer hineinragt, in das der Wald hier so nahtlos übergeht. Etwas verwundert sind wir von der Farbe des Wassers, ein schmuddeliges Braun, soweit das Auge reicht.
Nach einigen Stunden fällt uns auf, dass es wohl keine schlechte Idee sei, nach unseren "Moto-Fahrern" Ausschau zu halten und so machen wir uns langsam auf den Rückweg. Zum Abschied schafft es Clara mal wieder auf ein neues in eine, der sich komischerweise immer vor ihr auftuenden, Fallen zu tappen. So versinkt sie kurzer Hand in einem Löchlein, doch schnell und unversehrt krabbelt sie wieder heraus und wir erreichen unseren Ausgangspunkt, dem sich passender weise auch unsere Fahrer gerade nähern.
Zurück aufs Boot geht es erneute drei Stunden über die kleinen und größeren Kanäle, an Feldern, Wiesen, Schilf und Häusern auf Stelzen vorbei, wo wir Familien bei ihrem alltäglichen Tätigkeiten beobachten können. Es wird in Hängematten gedöst, Wäsche im Fluss gewaschen, gefischt und im Schlamm geschaufelt.
Noch etwas tapsig wackelig auf den Beinen gingen wir von Board, sogleich ging ein gewaltiges Gewitter los. Wir stapfen durch den Regen und erreichen völlig durchnässt unsere Bleibe. Doch auch diese Vorboten des Monsuns mit all ihrem Getöse hinderten uns nicht daran schnell in einen tiefen Schlaf zu verfallen.
Am morgen weckten uns dann ganz andere Klänge, Tempelgesänge und Gebete die sich durch die Lautsprecher über der Stadt ausbreiteten. Die Sonne scheint und ein Blick auf die Uhr rät uns aufzustehen, denn weiter soll es für uns gehen.

Wir vermissen euch sehr und wir hoffen ihr seid alle wohl auf :)!!!

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