Endlich wieder "Namasté"

Wir verabschieden uns von Kathmandu, das Visum in die Wege geleitet, geht es schon in aller Frühe mit dem Bus zum etwa drei Stunden entfernten.. River. Hier wechseln wir das Gefährt. Mit Helmen, Lifewest und einem Paddel ausgerüstet nehmen wir auf den großen aufblasbaren Gummischläuchen im Inneren des Raftingbootes platz. Unsere Mitfahrerinnen: sechs Chinesinnen die abgesehen von ihren nahezu nicht vorhandenen Englischkentnissen auf uns einen durchaus unsportlichen, wenn nicht sogar unfähigen Eindruck machten.
Unser nepalesische Guide, der hinter dem aufwändig geschminkten und geschmückten Köpfen, nach der ersten Trockenübung, wohl auch nicht die großen Paddlerinnen sah, wies uns sogleich die vorderen Plätze zu, was uns neben einer ganz schönen Schräglage, eine intensive Wellendusche bescherte.
Mit etwas bangem Gefühl ging es nun also in dieses Abenteuer, denn abgesehen von unseren Mitfahrerinnen, machen jegliche Touristen Adventure in Süd-Ost-Asien einen eher improvisierten und abenteuerlichen Eindruck.

Unsere Erwartungen bestätigten sich, bei jeder größeren Welle oder Stromschnelle zogen unsere lieben Mitfahrerinnen erschrocken ihre Paddel aus dem Wasser und quiekten voll freudiger Aufregung.
Darüber hinaus wurden wir mit kleinen Nassspritzspielereien, viel Gekicher und Gesängen verwöhnt;).
Trotz allem genossen wir den kleinen Adrenalienkitzel, den Fluss hinab zu sausen und Nepals wunderbare Natur aus dieser Perspektive zu bestaunen.
Am Nachmittag ging es dann, pitschepatsche nass, mit müden Arme aber total begeistert von board. Sogleich sprangen wir in den nächsten Localbus wo wir, immer noch völlig durchnässt, mit unseren mächtigen Backpacks auf den Rücken, ein wohl ganz amüsantes Bild abgaben;).
Unser nächstes Ziel: die einzige Gondelstation Nepals.
Angekommen, eine Vielzahl von Treppen genommen, stiegen wir nun also in die kleine, überraschend moderne Gondel. So ging es von 900 m Höhe weitere 700 m hinauf, in das kleine Dörfchen "Manakamana"- mit seinen drei kleinen Tempeln eine gern besuchte Pilgerstätte für viele Hindus.
Aus der Gondel genossen wir einen atemberaubenden Ausblick. Von hier oben erscheint uns alles um uns herum, unter uns, wie eine ferne Miniaturwunderwelt. Wohin wir auch blicken : das Grün der mächtigen, dicht bewaldeten Berge. Weiße Wolken ziehen an den Bergipfeln vorüber und scheinen diese in ihrem Vorbeiflug leicht anstupsen zu wollen. Ein Fluss, schlängelt sich durch das Tal und verläuft irgendwo in der Ferne. Wir stellen fest, dass es sich hierbei wohl um das wilde Gewässer handelt, welches wir zuvor entlang "geraftet" sind.
Wenn man genau hinschaut, kann man in dem Meer aus Bäumen kleine vereinzelte Hütten erkennen, Hirten die mit ihren Ziegen durch die sonst so menschenleere Berglandschaft ziehen und Frauen mit großen Bastkörben, die mit ihren langen Sicheln - für uns unbekanntes - Gewächs ernten.
Kurz vor Erreichen des Berggipfels, überqueren wir ein kleines Bergdorf. Ein Lilafarbener Farbtufer in dem sonst so grünen Pflanzenmeer. Zu unser Verwunderung wurde den Wellblechdächern all der kleinen Holzhütten, im selben Lilaton, ein Anstrich verpasst. Was es damit auf sich hat, ist uns in diesem Augenblick noch schleierhaft. Später erfahren wir, dass es sich hierbei um eine Werbeaktion des Telekommunikationsanbieters "Ncell " handelt.
Auf den lilafarbenen Dächern der Holzhütten wird die Wäsche zum trocknen ausgebreitet, Kinder spielen auf einer Wiese zwischen zwei provisorisch gezimmerten Holztoren Fußball und in kleinen Holzverschlägen können wir Ziegen entdecken. Wir fragen uns, wie die Menschen in dieser Abgeschiedenheit leben bzw. wie sie den Ab-und Aufstieg ins Tal bewältigen.
In "Manakamana" angekommen beziehen wir unser Zimmer mit wunderbarem Blick ins Tal.
Das Dorf ist sehr überschaubar und besteht so gut wie nur aus einer Straße die in den Marktplatz mündet, wo wir den kleinen Tempel finden, wegen dem es soviele Menschen hier her verschlägt. Bei den meisten Pilgerern handelt es sich um Tagesausflügler und wir haben den Eindruck, die einzigen Besucher zu sein, die hier oben nächtigen.

Das Leben der Einheimischen, so scheint es, orientiert sich sehr stark an den täglichen Besuchen der Pilgerer. Zu beiden Straßenseiten erstrecken sich viele Stände, an denen es kleine Sovenirs, Blumenkränze und andere religiöse Gegenstände zu erwerben gibt. Vor den Wohnhäusern stehen große Töpfe in denen das traditionelle Linsengericht köchelt. Daneben wartet frittiertes Gemüse und verschiedenstes Gebäck auf hungrige Pilgerer.

Am nächsten Morgen verlassen, wir begleitet von Glockengeläut, unsere Unterkunft. Es geht Richtung Marktplatz, wo heute ein durchaus regeres Treiben herrscht. Hinduistische Familien fotografieren sich vor dem Tempel, Sadhus sitzen im Schneidersitz an eine Steinmauer gelehnt - vor ihnen steigt der Qualm der brennenden Räucherstäbchen empor- , ein kleines Mädchen flitzt mit strahlendem Gesicht an uns vorüber, ihre Hände zum Gruß erhoben und einem fröhlichen "Namasté" auf den Lippen.
Vor dem Tempel hat sich mittlerweile eine Schlange gebildet. Noch immer werden die Glocken geläutet. Auf einer Anhöhe unweit vom Tempel entfernt, brennen eine Vielzahl an Kerzen und Räucherstäbchen, dazwischen haben sich
kleine Opfergaben in Form von Blumen und gekochtem Reis angesammelt.
Es ist ein buntes Treiben und doch liegt eine ruhige andächtige Stimmung in der Luft.
Nachdem wir eine Weile geluschert, gelauscht, gerochen haben, spazieren wir los. Außerhalb des Dorfes führen uns Sandwege bergauf und bergab durch das ewige Grün. Der Ausblick ist fantastisch und die Weite beflügelt.
Auf dem Weg zurück Richtung Dorf, begegnen wir zwei etwa 16 jährigen Mädchen, die über Stirnriemen, ihre prall gefüllte Körbe auf dem Rücken tragen. Ihr gebückter Gang und die Schweißperlen auf der Stirn sprechen für sich. Doch trotz der schweren körperlichen Arbeit sind die Kinder frohen Mutes und sie stoßen laute Töne aus, die irgendwo in der Ferne erwidert werden.
Zurück im Dorf werden wir vor einem der vielen Restaurants angehalten und dazu aufgefordert hier zu speisen. Nicht hungrig haben wir dennoch gegen den liebgewonnenen Masalachai nichts einzuwenden und so nehmen wir auf einer der alten Holzbänke im Inneren platz. Der Mann der uns soeben von unserem Einkehrschwung überzeugte, scheint sich nicht damit abfinden zu wollen, dass wir uns nicht für seine vorgekochten, frittierten und gebackenen Speisen begeistern mögen, die er zur Straße hin, auf einem großen Tisch angerichtet hat.
Wie eine unruhige Raubkatze umkreist er immer wieder unseren Tisch , hält uns Teller mit unterschiedlichen Speisen unter die Nase, ruft dazu den Preis und scheint enttäuscht als wir erneut, begleitet von einem "we are not hungry, thank you", verneinend unsere Köpfe schütteln.
Nachdem er bemerkt, das sein Bemühen vergebens ist, versucht er uns in seinem gebrochenen Englisch in ein Gespräch zu verwickeln. Schnell stellt sich heraus, dass er indischer Herkunft ist und wir uns wohl im einzigen indischen Restaurant des Dorfes befinden.
Mitten im Gespräch hält unsere neue Bekanntschaft inne und deutet auf den Fernseher, wo die Menschen aller Welt gerade dazu aufgefordert werden für die Opfer der starken Überschwemmungen und Erdrutsche in Indien zu meditieren. Gezeigt wir ein junges Mädchen im Schneidersitz, aus deren Stirn ein heller Lichtstrahl schießt.
Unser Blick auf den Fernseher wird davon unterbrochen, dass ein kleiner etwa siebenjähriger Junge mit schaukelndem Tablett neben unserem Tisch stoppt, die zwei dampfenden Gläser mit einem rums vor uns abstellt, sodass der heiße Tee aus den Gläsern schwappt. Der Junge trägt schmutzige Kleidung und auch sein Gesicht ist rußig schwarz. Ehe wir uns versehen ist er, ohne jeglichen Blickkontakt zu suchen, wieder davon geflitzt und in der Küche verschwunden. Während wir unseren heißen Tee schlürfen, sehen wir zwei weitere Jungen aus der Küche gucken und Speisen heraus tragen. Wie kleine graue huschen sie hin und her. Keiner der Jungen sieht sich ähnlich. Die beiden Männer die für das Geschäft verantwortlich zu sein scheinen, sitzen auf einer Bank und schauen gelangweilt die Straße hinunter. Erschrocken und nachdenklich verlassen wir das Restaurant.
Nachdem wir noch eine Weile durch die Straßen gewandert sind, schwingen wir uns unsere Bagpacks auf die Rücken und steigen in die Gondel hinab ins Tal.

Ihr Lieben, wir denken an euch!

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