Dienstag, 11. Juni 2013

Adieu nun gehts nach Bac Lieu!

Nach etwa 3 bis 4 Stunden Fahrt erreichen wir das etwas weiter südlich gelegene Örtchen "Bac Lieu".
Kein Tourist weit und breit und unser Versuch mit den Einheimischen auf Englisch in Kontakt zutreten scheitert kläglich. Wirklich niemand spricht hier ein Wörtchen Englisch und auch unsere Unterkunftssuche sollte sich als nicht ganz einfach entpuppen. So waren wir durchaus erleichtert, als wir unser Zimmer in dem scheinbar einzigen Hotel des Ortes bezogen und es uns mit Zettel, Stift und Vokabelliste bewaffnet, dann auch gleich gelang den zu zahlenden Preis die Nacht herauszufinden.
Nachdem also diese erste Hürde genommen war, spazierten wir durch durch die wenigen Straßen des so überschaubaren Örtchens. Es ging an dem kleinen Blumenstand vorbei zum Markt, zu dessen Seiten sich die, uns mittlerweile schon bekannten, vielen Straßenstände aneinander reihen. Es dampt, bräht, duftet und ein vietnamesisches Wortwirrwar erfüllt die Luft. Ob jung oder alt, an den vielen kleinen Plastiktischen wird beisammen gesessen, gespeist und fröhlich geplaudert.
Je weiter wir uns von diesem Hauptgeschehen im Ortskern entfernen, desto ruhiger wird es. Die asphaltierten Straßen verwandeln sich in staubige Sandwege und die großen Backsteinbauten werden durch die vielen kleinen Blechhütten ersetzt, die sich am Ufer des "Mekongs" tummeln. Kinder spielen auf den Straßen zwischen den umherwuselnden Hühnern, Hunden, Katzen und die Luft erfüllt von dem strengen Geruch der Abfallhaufen, die beinahe jede Straßenecke zieren.

Zum Sonnenuntergang geht es zurück, von dem Licht entzückt und guter Dinge lässt uns auch die Tatsache, dass dieser Ort kein Restaurant beherbergt, nicht verzagen und wir wagen uns an einen der Essensstände heran. Flugs wird die Übersetzertabelle gezückt und hoffnungsvoll werfen wir das Wort "chay" (vegetarisch) um uns. Unverständliches, verneinendes Kopfschütteln der jungen Frauen am Stand. Überraschend springt ein Einheimischer hilfsbereit auf, wobei sein Plastikstühlchen mit einem Rums hinter ihm zu Boden geht. Er scheint unser Anliegen verfolgt und verstanden zu haben, er fuchtelt und deutet in eine Richtung begleitet von einem uns nichts sagenden vietnamesischen Wortschwall. Wir sollen ihm folgen. Etwa hundert Meter weiter stehen wir nun vor einem weiteren Essensstand, der sich von dem vorigen kaum unterscheidet. Na gut, neuer Stand neues Glück. Unser so bemühter Helfer deutet auf die sich hinter der Scheibe befindenen, für uns absolut undefinierbaren Zutaten und bestimmt nickend wiederholt er unser Zauberwörtchen "chay". Es handelt sich hierbei scheinbar um Tofu. Tofu in allerlei Form und Farbtönen, Brauntönen.. Wenn wir ehrlich sind, erschreckend Fleisch ähnlich. Skeptischen Blickes werden wir von der rundlichen, fröhlich glucksenden Standdame an den Armen gepackt und zu den Stühlen gezogen. Wir sollen uns setzen. Wie uns geheißen nehmen wir Platz und wenig später dampfen vor uns die großen Schüsseln vietnamesischer Nudelsuppe. Unser Unbehagen war schnell verflogen und trotz anfänglicher Koordinationsschwierigkeiten im Umgang mit den Stäbchen, war die Schüssel schnell geleert, Geschmackssinne und Mägen mehr und weniger zufrieden.
Unsere Anwesenheit schien Aufmerksamkeit zu erregen und nach unserem Eintreffen hatte sich geschwind eine Traube an Menschen um uns gescharrt,die uns gebannt beim Essen zusahen. Wir blickten in interessierte freundliche Gesichter und hörten schallendes Gelächter, wenn wir mit Schulterzucken, geöffneten Handflächen zu verstehen gaben, dass wir ihre Fragen und vielmehr ihre Sprache nicht verstehen. Doch auch das schien unsere neuen Bekanntschaften nicht zu irritieren, fröhlich plapperten sie weiter, inspizierten Haut und Haare, Piercings und kringelten sich beinahe vor lachen bei dem Anblick unser, vom Sonnenlicht mittlerweile deutlich erkennbar blond gefärbten Armhäärchen. In der Luft lag eine unheimliche Freundlichkeit, es wurde sich in pantomimischen Gesten versucht, gemalt, eine Botschaft in Vietnamesischer Schrift auf einen Zettel gekritzelt und uns zu gesteckt . Leider mussten wir auch hier passen, steckten das Zettelchen jedoch sicher weg und versprachen ihnen dankbar, diese Botschaft noch zu entschlüsseln (auf deutsch ;). Wie dem auch sei, wir alle waren glücklich. Der Kleinste der Runde hatte sein Englischheft gezückt und wurde von den anderen fleißig dazu aufgefordert, von seinem Können Gebrauch zu machen. Zunächst etwas schüchtern plapperte er sogleich drauf los was das Zeug hielt und seine kleinen Englischkentnisse der ersten Klasse erlaubten. Stolz ließen wir ihn zurück als wir uns auf den Weg Richtung Betten machten.

In dem Zusammenhang wo wir die Menschen hier nicht verstehen, werden kleine Gesten viel deutlicher wahrgenommen, geschätzt und uns wird noch einmal mehr bewusst, wie wertvoll Lachen doch ist.

Am morgen wollten wir einen Ausflug in das einige Kilometer entfernte Naturschutzgebiet machen, welches sich für seine Vogelvielfalt auszeichnet. "Bird Sancturay", wir deuteten auf den Schriftzug einer Informationsbroschüre, die wir irgendwo aufgelesen hatten. Alle Finger zeigten nach rechts und wir setzen uns in Bewegung. Schon an der nächsten Straßenecke war eine Bushaltestelle nicht zu verfehlen und oh Wunder dort wartete auch schon unser Bus. Nach dem alle Menschen in dem stickigen Heiß des kleinen Gefährts Platz genommen hatten, einige Frauen mit Vogeleiern, frisch gebackenen Baguettes und Kaugummipackungen von (k)aufmunternden Rufen begleitet den Bus durchquert hatten, ging es los. Es ruckelte und wackelte und nicht wenige Augenpaare waren auf uns gerichtet. Einige Gesichter machten auf uns zunächst einen erschreckend ernsten, irritierten Eindruck, doch nach dem wir es mit einem schüchternen Lächeln versuchten, wurde dieses sofort erwidert.
An irgendeiner Straßenecke weit außerhalb des Ortes kam der Bus dann mit quietschenden Reifen zum stehen , es wurde aus dem rechten Fenster in die Ferne gedeutet und wir wurden aufgefordert aus zu steigen.
Kein Mensch weit und breit außer eine Familie die unter einer Art Holzcarport in ihren Hängematten dösten und dort wohl Getränke verkauften.
Wir liefen die Straße hinab, in dessen Richtung gezeigt wurde. Es ging an kleinen Holzhäuschen und Feldern vorbei. Nach etwa zwanzig Minuten erblickten wir ein große Schranke, hinter der sich das Naturschutzgebiet auftat. Nachdem wir schon eine Weile spaziert waren, kehrten wir zu dem Steingebäude in Schrankennähe zurück, in der Hoffnung dort eine Toilette zu finden. Dem war auch so, doch mussten wir erfahren, dass der Zugang zur Zeit nicht gestattet/ das Naturschutzgebiet geschlossen sei ( ?!) nach bitten und betteln, erbarmte sich der Vietnamesische junge Mann, auch wenn er uns inhaltlich wohl kaum verstanden hatte, und forderte uns auf ihm zu folgen . Unsere kleine Führung sollte nur durch den Anfangsbereich gehen, der allerdings eher einem Tierpark ähnelte und keinen falls einem Naturschutzgebiet. In Vuljären wurden gerade Flamingos mit streng riechendem Fisch gefüttert und in viel zu kleinen Käfigen blickten uns die traurigen Gesichter der Krokodile, Schlangen und Wildschweine entgegen. Nach dem es dann noch ein wenig durch etwas wilderes Gestrüpp in einen kleinen Wald ging, was uns schon mehr behagte, wurden wir zu guter letzt zu einer Aussichtsplattform geführt, von der wir einen wunderbaren Ausblick über die grüne Weite hatten; womöglich die grüne Weite des Naturschutzgebiets, die wohl eher der Ort unseres Interesse gewesen wäre.
Wie dem auch sei, wir bedankten uns bei dem freundlichen Vietnamesen, der mit neuen Fotos von weißen Mädchen in seinem Tierpark, wohl auch einen erfolgreichen Nachmittag hatte;)
Zurück ging es nun, den Ort finden, wo der Bus uns abgesetzt hatte, in der Hoffnung, dass in den nächsten Stunden hier ein solcher auftaucht. In die andere Richtung. Nachdem wir uns also in Bewegung gesetzt hatten, ging ein beeindruckendes Gewitter los, Blitze zuckten über den plötzlich dunkelgrauen Himmel und Regentropfen ließen auch nicht lange auf sich warten. So spazierten wir in dieser etwas düsteren Kulisse eine Straße zwischen Feldern entlang - irgendwo in Vietnam.
Angekommen, war kein Bus in Sicht, die Straße leer und wir suchten unter dem Holzcarport Schutz vor dem Regen, wo die Familie aus ihrem Hängemattenschläfchen erwacht war. Wir fragten mit unserem bescheidene Vietnamesischen Wortschatz nach Kaffe/schwarz /Eis/ no Sweet . Sei es unsere Aussprache oder was auch immer, im Gesicht unseres Gegenüber, ein großes Fragezeichen. Wir wurden in die "Küche" gebeten, wo wir zeigen sollten was und wie :) zufrieden schlürften wir dann unseren Kaffee, der zur Abwechslung mal nicht nur ein viel zu süßes Gesöff war und blickten in den Regen die Straße hinunter, bereit aufzuspringen und unseren Bus aufzuhalten. Wenn er dann kommt... Nach etwa einer Dreiviertelstunde war es soweit und so erreichten wir nass, müde und zufrieden unsere Bleibe im Ort.
Am nächsten Morgen wollten wir schon weiter ziehen, das noch etwas südlicher gelegene "Ca Mau": unsere nächste Anlaufstelle.

Grüße und Küsse in die geliebte Hamburgheimat!

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